Friday, December 01, 2006

 

A Tale of Two Universities



Nach einem Semester NUS ist es Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Wo sind die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede zwischen der deutschen Uni und der Uni in Singapur? Wie ist es um die Qualität der Lehre bestimmt? Und kann unsere Fridericiana als frisch gebackene 'Eliteuniversität' im Vergleich zur NUS bestehen oder ist die deutsche Hochschullandschaft schon in der zweiten Liga angekommen?



1. Anglo-amerikanisches College vs. deutsche Diploma Schmiede
Die NUS ist auf dem anglo-amerikanischen Universitätsprinzip aufgebaut. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, daß ein einfacher 1-1 Vergleich an dieser Stelle nicht weiterhilft. Das ist um so wichtiger, als daß ich in meinem Vergleich stichpunktartig Aspekte der Uni herausgreife. Das soll aber nicht heißen, daß all diese Aspkete orthogonal zueinander sind, und wir an jeder Schraube einzeln drehen können. Vielmehr muss man immer im Hinterkopf haben, daß die Uni als ganze anders aufgebaut ist. Eingentlich müsste deshalb jeder der folgenden Punkte die Überschrift "XXXX und Anglo-amerikanisches College vs. deutsche Diploma Schmiede" tragen.


2. Der Abschluss
Der reguläre Abschluss ist der Bachlor, nach einer Studiendauer von normalerweise vier Jahren. Master und PhD Studenten sind in dem Graduate Program der Uni zusammengefasst. Die Mehrzahl der Studenten ist aber Undergrad und machen ihren Abschluss in vier Jahren. Der Zeitplan ist dabei genau abgesteckt, wer heute anfängt kann also ziemlich sicher sein 2010 zu graduieren. Wenn ich also erzähle, daß ich schon im fünften Studienjahr bin , muss ich immer erklären, daß ich eigentlich so was wie ein Master Student bin und daß das Studium bei uns schon mal etwas länger dauern kann.


3. Die Lehre
Die Lehre ist stark verschult. Die Note setzt sich generell aus mehreren Teilen zusammen: Final Exam, Mid-term Exam, Projekte, Hausaufgaben,.
Anwesenheit in der Vorlesung ist keine Pflicht wird aber von den Studenten nicht so lax gehandhabt wie bei uns. Die Qualität ist unterschiedlich. Einige meiner Vorlesungen sind sehr interessant und man lernt wirklich etwas, andere sind zu oberflächlich oder man kann nicht folgen. Insgesamt wird weniger Gewicht auf formale Beweise etc. gelegt. An dieser Stelle muss ich sagen, daß die Informatik in KA einen Vorteil hat, da einfach mehr bewiesen wird.


4. Die Klausuren
Ich hatte noch keine :) Ich hatte aber schon Tests und lerne gerade mit alten Klausuren. Die Klausuren sind einfacher als in KA. Müssen sie auch, da man nur eine Woche Vorbereitung für hat und dann alle Klausuren in einem Zeitraum von ca. zwei Wochen stattfinden. Dafür sind danach auch (echte) Semesterferien. Ein wichtiger Unterschied besteht in der Notengebung. Hier werden die Noten streng nach einer Normalverteilung vergeben, so daß der Notenspiegel immer eine Glockenkurve bildet. Es ist also nicht wichtig ob du 70% der Punkte kriegst sondern ob du besser als 70% deiner Kommilitonen bist. Man steht also im direkten Konkurrenzkampf. Teilweise kommt es deshalb wohl auch vor, daß Studenten ihre Lösungen nicht mit anderen diskutieren wollen, da sie ihren Vorteil nicht preisgeben wollen.
Ich halte von dieser Art der Notenverteilung nichts. Wenn alle gut sind, warum nicht allen eine gute Note geben? Andersherum, wenn alle nichts wissen, warum dann nicht alle durchfallen lassen? Es bewahrt einen vielleicht vor Ergebnissen wie wir in KA sie haben, wo > 50% der Studenten durchfallen, weil der Professor sich in der Schwierigkeit der Aufgaben einfach verschätzt oder einfach zu schlecht unterrichtet hat, trotzdem halte ich eine strikte Normalisierung der Noten für fragwürdig.


5. Arbeitspensum
Höher. Eindeutig höher. Ich weiß das die meisten Studenten wirklich hart arbeiten und das "süße Studentenleben" eher so ein Mythos aus den 70ern ist. Aber hier ist das Arbeitspensum auf jeden Fall höher. Das hängt auch mit dem viel höheren Druck zusammen, der auf den Studenten lastet, aber auch mit der Art der Lehre. Es gibt Hausaufgaben, Reading Assignments etc. so daß man im Semester voll ausgelastet ist. Dafür sind später dann die Ferien frei. Ich würde aber nicht sagen, daß es allgemein schwieriger ist. Meine Kurse finde ich nicht zu schwer und ich habe auch nicht das Gefühl, daß ich nicht mithalten kann. Also mehr aber nicht schwieriger.


6. Durchfallquote
Geringer. Durch die Normalverteilung (siehe 4.) fallen zwar immer welche durch, aber halt nur sehr wenige. Überhaupt fällt kaum jemand durch und muss sein Studium abbrechen. Das kommt eigentlich nicht vor. Es ist halt mehr eine Schule, die ja auch Geld kostet(siehe 9.). Trotzdem gewinnt in diesem Punkt die NUS, denn die hohe Abbruchquote in deutschen Uni ist einfach eine Verschwendung von Geld und Lebenszeit.

7. Die Professoren
Bin ich sehr zufrieden. Da meine Kurse durchweg kleiner sind, teilweise 10 - 15 Studenten ist der Kontakt zum Dozenten sehr gut möglich. Man kann eigentlich immer Fragen stellen oder auch außerhalb der Vorlesung vorbeikommen.


8. Akademische Freiheit
Existiert quasi nicht. Auch wenn Kreativität und selbständiges Denken etc. gerne beworben werde, ein Ort um seinen Geist zu entfalten, oder wie man es auch ausdrücken mag, ist die NUS nicht. Das Leben ist dafür viel zu organisiert, alles ist geregelt, selbst einen Dress Code gibt es. (keine Shorts kürzer als das Knie, keine Flip Flops, keine anstößigen Bilder oder Slogans auf der Kleidung). An den Code hält sich aber niemand und niemand kümmert's. Unabhängige Studentenorganisationen, wie Asta oder Usta, die sich auch mal kritisch äußern fehlen genauso wie alternative Orte wie das AKK.


9. Wohnheim und Campus Leben
Die Halls auf dem Campus sind nicht einfach nur Häuser in denen man wohnt. Es gibt eine ganze Reihe von Aktivitäten, Komitees, Sportarten etc. Das ist gut. Was mir etwas seltsam erscheint ist, daß man quasi gezwungen wird mitzumachen. Für alle Aktivitäten gibt es Punkte, wer im nächsten Jahr hier wohnen bleiben darf, hängt von den Punkten ab, die man gesammelt hat. Das gleiche gilt auch für viele Clubs und Aktivitäten an der Uni, auch dort kriegt man Punkte (die man in der Hall anrechnen kann).
Erzwungene Gemeinschaft? Nicht ganz. Tatsächlich macht das Hall Leben viel Spaß und man findet neue Freunde, auch wenn die Teilnahme nicht 100% freiwillig ist. Hier steht mein Urteil noch nicht fest, was besser ist. Mein altes HFK Wohnheim war zwar super, wenn ich aber daran denke wie schwer es war Leute zur Mitarbeit an verschiedenen Dingen zu bewegen, belohnt ein Punkte System wenigstens die Leute die sich wirklich einbringen.


10. Die Gebühren
Wenn ich hier erzähle, daß unser Studium bis jetzt umsonst war und wir jetzt gerade mal €500 pro Semester zahlen, ernte ich oft noch ungläubige Gesichter. Zum Vergleich, die Gebühren für mein Computing Studium für das laufende akademische Jahr betragen S$21.810, ungefähr €10.900. Keine weiteren Fragen.


11. Eliteuni ?
Ich denke um 'Eliteuni' zu sein reicht es nicht bei DSDSU (Deutschland sucht die Super Uni) mitzumachen. Es reicht auch nicht enorme Gebühren zu verlangen oder sich einfach selber auf die Schulter zu klopfen. Ich denke die Fridericiana ist eine sehr gute Uni (wie viele andere deutsche Unis auch) aber im internationalen Vergleich einfach nicht gut genug aufgestellt. Wenn ich jemanden sage, daß ich von der University of Karlsruhe komme, dann weiß damit keiner was anzufangen. Warum ?
Wir müssen uns in KA nicht verstecken, wir haben eine Lehre mit starken Grundlagen und ausgezeichnete Köpf unter unseren Professoren. Um sich als 'Elite' zu fühlen muss man dieses Gefühl aber auch in seinen Studenten verwurzeln und dieses Gefühl langsam wachsen lassen. Wenn ich im nächsten Jahr hier weggehe, dann kann ich mich als NUS Alumni bezeichnen. Wenn ich will kriege ich eine Email Adresse auf Lebenszeit, mit der die Uni mit mir in Kontakt bleiben kann. Es gibt ein Alumni Haus und ein neues ist gerade im Bau. Wo ist das Alumni Haus in KA ?


Das hier ist kein Ranking (die arbeiten sowieso alle unseriös), deshalb gibt es keinen Gewinner. Wir sollten aber mal offen über den Tellerrand hinausschauen, und kritisch wieder in den Teller hineinschauen um zu sehen wo wir was besser machen können. Das gilt für die NUS genauso wie für die Uni KA (TH).

Comments:
Dein Vergleich war sehr spannend. Ich habe sogar einen Hauch von deiner Uni verspürt.. :)
 
Der Vergleich ist leider immer etwas schwer. Denn wie "gut" eine Uni ist kann man halt nur schwer messen oder gar in Zahlen ausdrücken.
Nur weil KA Eliteuni ist, heißt das ja auch nicht, daß das Mensa Essen schmeckt ( den Punkt habe ich übrigens vergessen. Die NUS gewinnt 10:1. Essen ist sehr gut, es gibt eine große Auswahl von Chinesisch bis Indisch und mit S$2-S$3 (€1 -€1,5)) sehr günstig).
 
interessanter vergleich - deckt sich mit meinen erfahrungen im ango-amerikanischen system.
wie lange bist du jetzt schon an der NUS? und wie lange bleibst du noch dort?
 
Seit August 2006 und ich bleibe für ein Jar. (Steht auch im Untertitel des Blogs)
 
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